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Stolperfalle
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Stolperfalle als Risiko – die 10 häufigsten Stolperfallen

  • 03.02.2022
  • Dr. Friedhelm Kring
  • 4 Min.

Das Gehen ist eine einfache Tätigkeit, oder? Für die meisten von uns ist es selbstverständlich, sich auf zwei Beinen fortzubewegen. Wir können gehen, weil wir es von Kind auf gelernt haben und das Gelernte so gut wie jeden Tag anwenden. Doch wird unser Bewegungsablauf durch kleine Stolperfallen durcheinander gebracht, stürzen wir schnell zu Boden.

Gefahren am Arbeitsplatz entstehen nicht immer durch gefährliche Arbeitsmittel wie Maschinen oder Geräte. Bereits durch Stolpern, Rutschen oder das Tragen einer Last, können wir schlagartig unsere Balance verlieren. Unser Körper kippt und stürzt zu Boden. Je nachdem, wie wir dort aufkommen, erleiden wir dann zum Teil ernsthafte Verletzungen wie z. B. eine Gehirnerschütterung oder eine Knöchelverstauchung. Deshalb sollten Sie jetzt auf die Suche nach einer potenziellen Stolperfalle gehen und diese umgehend minimieren.

Stolperfallen sind häufige Ursache für Arbeitsunfälle

Die Träger der gesetzlichen Unfallversicherung verzeichnen pro Jahr knapp 200.000 so genannte SRS-Unfälle. Stolpern, Rutschen oder Stürzen sind die häufigste Ursache für Arbeitsunfälle.

Diese Zahl betrifft nur die gemeldeten Unfälle. Die Dunkelziffer der nicht gemeldeten Stolpereien und Rutschpartien dürfte weitaus höher sein. Auch ohne einen Ausfall von mehr als 3 Tagen sind viele solcher Unfälle nicht nur schmerzhaft für den betroffenen Mitarbeiter, sondern gehen auch zulasten der Produktivität.

Außerdem verletzen sich etwa 5.000 Beschäftigte durch Sturzunfälle am Arbeitsplatz jedes Jahr so schwer, dass sie aus dem Berufsleben ausscheiden müssen und aufgrund ihrer Gesundheitsschäden eine Rente ihrer Berufsgenossenschaft erhalten.

Mitarbeiter, die hinfallen, fallen oft auch aus

Solche Verletzungen kommen tagtäglich auch in Betrieben vor. Arbeitsmediziner und Arbeitsschützer verwenden dafür die Abkürzung SRS und bezeichnen damit alle Stolper-, Rutsch- und Sturzunfälle als SRS-Unfälle.

Diese kommen in allen Branchen vor: Im Büro wird die Teppichkante zur Stolperfalle oder offen stehende Schubladen, in der Werkstatt gleiten Mechaniker auf Ölflecken aus und auf dem Bau stürzen Arbeiter von der Leiter oder verletzen sich beim Sprung vom Radlader. Die Verletzungsfolgen sind vielfältig und lesen sich oft wie die Ausfallmeldungen von Bundesligavereinen: Bänderrisse, Zerrungen, Verstauchungen, Brüche, Prellungen, Gehirnerschütterungen …

Gründe für SRS-Unfälle

Zum persönlichen Leiden des Betroffenen kommen die Folgekosten durch Ausfalltage für den Betrieb. Dass Mitarbeiter deshalb stolpern, weil sie unaufmerksam sind, mag in vielen Fällen nicht ganz falsch sein. Dennoch ist diese Erklärung bei der Ursachensuche für Stolperunfälle aus Sicht des Arbeitsschützers zu kurz gedacht.

Arbeitgeber und Arbeitsschutzverantwortliche sind angehalten, nicht nur mit technischen und organisatorischen Mitteln SRS-Unfällen vorzubeugen, sondern auch das Mitarbeiterverhalten zu hinterfragen. Denn auch etwas so Banales wie Gehen kann man falsch machen, wenn man z. B. eine Last so trägt, dass man eine Stufe oder ein abgestelltes Hindernis nicht erkennt. Nur durch eine sorgsame Gefährdungsbeurteilung erkennen Sie die SRS-Gefahren in Ihrem Betrieb und können wirksame Gegenmaßnahmen für jede einzelne Stolperfalle ergreifen.

So erstellen Sie die Gefährdungsbeurteilung für Stolperfallen

Legen Sie fest, für welche Betriebsbereiche Ihre Gefährdungsbeurteilung gelten soll, z. B. für Fußböden, für Verkehrswege oder für Ihr Außengelände. Beachten Sie auch die ASR A1.5/1,2, die sich auf die Anforderungen an Fußböden bezieht.

Die ASR A1.5/1, 2 „Fußböden“ fordert, dass Fußböden in Arbeitsstätten rutschhemmend, tragfähig und trittsicher ausgeführt sein müssen. Sie dürfen

  • keine Stolperstellen,
  • keine Vertiefungen,
  • nur ebenmäßig verlaufen,
  • keine gefährlichen Schrägen sowie
  • möglichst keine Neigungen

aufweisen.

„Möglichst“ keine Neigungen bedeutet, dass in Ausnahmefällen geringe Neigungen erlaubt und auch unter Arbeitsschutzgesichtspunkten sinnvoll sein können. Das ist beispielsweise der Fall, wenn in Arbeitsbereichen mit Flüssigkeiten zu rechnen ist, die durch eine leichte Neigung schneller ablaufen, was wiederum die Unfallgefahr senkt.

Das sind die 10 häufigsten Stolperfallen

Neben Umwelteinflüssen wie Regen, Schnee und Eis lassen sich die Gründe für SRS-Unfälle und deren Folgen technischen, organisatorischen oder persönlichen Ursachen zuordnen. Die typischen Stolperfallen sind:

  1. unebene Böden: Achten Sie hier besonders auf Höhenunterschiede wie zum Beispiel Teppiche oder Fußmatten
  2. mangelhafte, beschädigte oder nicht ausreichende Beleuchtung
  3. Hindernisse verstellen Arbeits- und Verkehrswege
  4. Bei der Produktion anfallende Späne, Stäube, Abfälle usw. werden nicht aufgefangen oder beseitigt
  5. Verpackungen und Materialreste usw. liegen länger herum als notwendig
  6. Mitarbeiter sind nicht oder unzureichend zu den SRS-Gefahren unterwiesen worden
  7. Mitarbeiter melden schadhafte Stellen von Böden, Verunreinigungen, defekte Treppenstufen und andere derartige Mängel nicht an ihren Vorgesetzten
  8. ungeeignetes Schuhwerk: Mitarbeiter tragen hohe Schuhe oder keine Sicherheitsschuhe
  9. Leichtsinn, z. B. von einer Laderampe springen statt die Stufen zu benutzen,
  10. Mitarbeiter haben es zu eilig und bewegen sich zu schnell

Auch Routine ist eine Stolperfalle

Ein wichtiges Element, die Aktualität einer Gefährdungsbeurteilung und die Wirksamkeit der abgeleiteten Schutzmaßnahmen zu überprüfen, ist auch bei SRS-Gefährdungen das Auswerten des Unfallgeschehens. Fragen Sie bei jedem SRS-Unfall nach den Ursachen und danach, wie Sie diese beseitigen können.

Sind die Ursachen für höhere Stolperzahlen oder häufige Stürze nicht auf technische oder organisatorische Aspekte zurückzuführen, suchen Sie nach personenbezogenen Faktoren. Dabei können sich zuvor nie bedachte Zusammenhänge ergeben, z. B.:

  • Sind bestimmten Verhaltensmuster erkennbar, die zu der höheren Unfallzahl führen?
  • Gehen Mitarbeiter an einer Stelle vielleicht besonders schnell, weil es zieht oder weil es unangenehm riecht?
  • Sind bestimmte Unfallbereiche häufig verschmutzt oder nass?
  • Werden Mitarbeiter an einer Stelle besonders häufig abgelenkt?
  • Sind Mitarbeiter stark gestresst und bewegen sich zu schnell?
  • Sind Mitarbeiter unterfordert oder gelangweilt und dadurch unkonzentriert?

Auch wenn Ihre Gefährdungsbeurteilung keine besonderen Risiken ergeben hat oder Sie diese gut im Griff haben, fragen Sie sich: Wie sieht dies außerhalb des betrieblichen Normalalltags aus, z. B. bei Reparatur- oder Renovierungsarbeiten? Ohne klare Vorgaben, wer wie welche Arbeitsbereiche kennzeichnet oder absperrt, kommt es schnell zu riskanten Situationen. Da werden Schläuche über den Boden geführt oder Werkzeugkisten oder Farbeimer stehen herum.