Lesen Sie jetzt, was Sie als Führungsverantwortlicher tun können, um Ihre Mitarbeiter zu mehr Umweltschutz im Betrieb zu motivieren, der auch außerhalb der Arbeitszeit wirkt.
Der Schutz von Umwelt und Klima ist längst ein Thema, welches den Rang einer Nische hinter sich gelassen hat. Dazu sind die Forschungsergebnisse längst zu umfassend und unübersehbar, sind die tagtäglichen Auswirkungen des Klimawandels längst für jeden zu deutlich spürbar – nicht nur auf sommerliche Extremtemperaturen bezogen.
Allerdings ist es ebenso längst Konsens, dass der Schutz eine Aufgabe ist, die von jedem einzelnen Erdenbürger verlangt, sein Verhalten zu überprüfen und anzupassen – schlicht, weil auch jeder Einzelne einen gewissen Beitrag zu der Krise beigetragen hat und immer noch beiträgt.
Vor allem letzteres ist ein Problem: Die Warnungen der Wissenschaft werden auch deshalb immer lauter, die Maßnahmen der Politik auch deshalb immer strenger, weil es zu vielen Personen nach wie vor an Freiwilligkeit mangelt. Sie wähnen sich weiterhin im Glauben, selbst nichts unternehmen zu können – oder jenseits der staatlichen Maßnahmen nichts tun zu müssen.
An diesem Punkt kommen Vorbilder ins Spiel. Sie können in ihrer Eigenschaft sehr großen Einfluss auf mit ihnen in Kontakt stehende Personengruppen ausüben. Dies gilt aber nicht nur für Prominente, sondern auch für Vorgesetzte. Wer in dieser Rolle Wohlverhalten ausübt und dem Team vorlebt, kann durchaus hoffen, Nachahmer zu finden – und für die Umwelt ist sowieso jede kleine Handlung wichtig. Als interessanter Nebeneffekt kann sich zudem das Standing im Team verbessern und mitunter das gesamte Betriebsklima – weil das Team sich auch in Sachen Umweltschutz als gemeinsame Handlungseiheit mit einem Ziel begreift. Dergestalt können die folgenden sieben Punkte für Führungskräfte interessant sein.
1. Seinen Stromverbrauch grün machen
Bei vielen Menschen herrscht nach wie vor der Glaube vor, dass grüner Strom teurer sei als Graustrom – und in einem Land, welches mit die höchsten Strompreise der Welt hat, kann eine solche Ansicht bedenkliche Wirkmacht entfalten.
Dabei ist es jedoch eine Tatsache, dass Grünstrom längst nicht mehr merklich teurer ist. Dazu ist allein schon der prozentuale Anteil an der Gesamtstromerzeugung viel zu groß; selbst im Jahresmittel (2020) wurden über 50 Prozent des Netto-Stromes regenerativ hergestellt, an manchen Tagen sind es nahe 100 Prozent.
Hinzu kommt, dass Vergleich und Wechsel überaus simpel sind. Solange der eigene Jahresstromverbrauch bekannt ist, ist der Rest ein Satz weniger Mausklicks. Die Umstellung erfolgt zum nächstmöglichen Termin. Neben den Vorteilen für die Umwelt kann dies auch dazu führen, dass an dieser Stelle die Kosten gesenkt werden. Dazu ist es nur nötig, den Wechsel auf Grünstrom konsequent nach dem Preis auszurichten.
Tipp: Führungskräfte können dies durchaus auch als Wettstreit darüber gestalten, wer den günstigsten Tarif findet. Oberste Entscheider können natürlich auch die Versorgung des Unternehmens regenerativ machen; es gibt schließlich auch grünen Firmenstrom – der ebenfalls kostengünstiger ausfallen kann und einen starken Beitrag zu betrieblichem Umweltschutz liefert.
2. Auf zeitlose Kleidung setzen
Führungspersonen müssen fraglos ständig gutgekleidet sein, auch wenn sie keinen Dauerkontakt zu Kunden und Geschäftspartnern haben. Just in dieser Tatsache bietet sich jedoch die Möglichkeit, ohne große Worte Vorbild zu sein. Denn schnelllebige Mode (sogenannte Fast Fashion) steht schon seit geraumer Zeit in der Kritik, einen bedenklichen und zudem leichtvermeidbaren Anteil an Umweltschäden zu tragen.
Hier können Vorgesetzte buchstäblich „sichtbar“ auf ihre Mitarbeiter einwirken. Ein guter Anfang ist es, wenn jedes neugekaufte Kleidungsstück zeitlos ist, also keinen aktuellen (dementsprechend schnelllebigen) Modetrends folgt. Wird dabei auch noch auf Gütesiegel geachtet, auf recycelte oder Bio-Bestandteile, wird daraus ein optisches Statement, ohne deswegen schlechter gekleidet zu sein.
Tipp: Wo ein Unternehmen Arbeitskleidung stellt, kann natürlich ebenfalls versucht werden, auf möglichst umweltschonende Stücke zu setzen. Eine gute Alternative sind zudem enorm langlebige Elemente – selbst wenn diese nicht umweltschützend hergestellt wurden, so sorgt die Langlebigkeit für eine stark verringerte Notwendigkeit zum Neukauf und somit Umweltschutz über einen Nebenweg.

3. Die eigene Mobilität überdenken
Viele Führungskräfte benötigen Fahrzeuge. Häufig kommen hierzu besonders repräsentative Modelle zum Einsatz. In der Folge kann sich jedoch auch eine bedenkliche Verkettung aus Sicht der Angestellten einstellen: Wenn „der Chef“ in einer rein verbrennungsmotorbetriebenen Oberklasselimousine oder einem Luxus-SUV vorfährt, muss es doch erstrebenswert sein, ebenfalls auf diese Weise möglichst hochwertig automobil zu sein.
Wer diesen Gedankengang nachvollziehen kann, versteht auch, wie stark es wirken kann, wenn ein Vorgesetzter für das nächste Auto auf einen Vollhybriden oder ein reines Elektrofahrzeug setzt – oder vielleicht zumindest zeitweilig gleich ganz bewusst und deutlich sichtbar per Rad oder ÖPNV zur Arbeit kommt. Zumal diese Handlung keine Nachteile hinischtlich der Repräsentativität mehr hat: Zwischen Tesla und Mercedes fertigen zahlreiche Hersteller mittlerweile auch hochklassige Elektrofahrzeuge oder zumindest Hybriden. Hierzu ist es jedoch nötig, den Charakter typischer Dienstfahrten zu betrachten, um dem Umweltschutz dienlich zu sein, ohne dass sich Nachteile für den betrieblichen Alltag ergeben; etwa, was Reichweite und Fahrdauer anbelangt.
Tipp: Es gibt für fast jedes Unternehmen Möglichkeiten, seine Fahrzeugflotte ebenfalls umweltschonender zu gestalten. Dazu können beispielsweise Werksbusse oder auch Dienst-(Elektro-)Fahrräder gehören.
4. Die häusliche und betriebliche Umgebung naturnäher gestalten
Wie ein Vorgesetzter wohnt oder das Firmengelände gestalten lässt, kann deutlichen Eindruck in eine für die Umwelt positive oder negative Richtung hinterlassen. Hier zählt sowohl jedes einzelne Unternehmen wie die Summe aller Betriebe.
Ein äußerst wertvoller Baustein, zumindest für die lokale Umwelt, ist nicht einmal teuer. Es ist der Verzicht auf so häufig gewählte architektonische Stilelemente wie Steingärten, Gabionen, Neophyten-Pflanzen oder Monokulturen. Ein Vorgesetzter, der das Umfeld ganz bewusst umweltgerecht gestaltet, anstatt auf als „edel“ angesehene Elemente zu setzen, zeigt, dass ihm Sein mehr bedeutet als Schein. Auch dies kann einen angenehmen Nebeneffekt verursachen: Derart gestaltete Außenbereiche zeichnen sich häufig durch einen verringerten Pflegeaufwand aus. Insbesondere im Unternehmen kann sich dies direkt in verringerten Betriebskosten niederschlagen, weil Pflegearbeiten seltener durchgeführt werden müssen – während im häuslichen Bereich mehr karge Freizeit freigemacht wird.
Tipp: Sehr gut für Firmengelände geeignet sind Wildblumenwiesen und ein gezieltes Aufbrechen von Parkplätzen durch Beete; gegebenenfalls mit immergrünen Gewächsen. Je nach Architektur kann auch die Fassade von Betriebsgebäuden (teil-)begrünt werden – hier ist praktisch jede Handlung wertvoll für den Umweltschutz, da es gerade in Gewerbe- und Industriegebieten an solchen Flächen besonders dramatisch mangelt.
5. Auf die Ernährung achten
Ein Vorgesetzter, der für das Team Pizza bestellt oder an heißen Tagen Eis einkauft, ist sicherlich eine gutgelittene Person. Mit einem Fokus auf betrieblichen Umweltschutz gibt es allerdings auch bessere Alternativen zu derartigen Leckereien.
Denn ein wichtiger Grund, warum nicht mehr Menschen ihrer Ernährung umweltschonender gestalten, ist die Tatsache, dass sie ihren eigenen Einkaufs- und Speisegewohnheiten anhängen. Sie probieren keine Alternativen, weil sie in ihrer Gewohnheit feststecken. Auch hier können Vorgesetzte als große Vorbilder fungieren.
Warum nicht statt der Pizza eine Auswahl von vegetarisch-veganem Fingerfood? Warum nicht statt dem normalen Eis lieber gefrorene Smoothies aus saisonalem Anbau von einem lokalen Bauern oder Händler? Mit genügend Kreativität lässt sich das Thema auch noch viel weiter ausdehnen – bis hin zu einem der Team-Verantwortung übergebenen Mini-Garten auf dem Balkon oder dem Firmengelände.
Tipp: Beim „Treibstoff“ eines jeden Unternehmens, dem Kaffee, gibt es bei vielen Sorten die Option, auf fair getradete Alternativen zu setzen. Und bleiben nach Veranstaltungen Lebensmittel übrig, können die Mitarbeiter und Teilnehmer animiert werden, sie mit nachhause zu nehmen.

6. Den Papierverbrauch drastisch reduzieren
Es gibt in vielen Unternehmen fraglos Prozesse, die in analoger Manier auf Papier deutlich besser funktionieren als in einer digitalen Variante – auch ohne auf lediglich eingeschliffene Verhaltensmuster nach dem Motto „das haben wir schon immer so gemacht“ abzuheben. Tatsache ist jedoch ebenfalls, dass längst nicht alles auf Papier ausgedruckt werden muss. Das gilt erst recht in einer Zeit, wo sich dank Tablets und Beamern praktisch alles sehr komfortabel digital darstellen lässt. Betrieblicher Umweltschutz lässt sich so quasi nebenbei im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung verbessern.
Hier kommt nun eine weitere Tatsache ins Spiel: Stromverbrauch kann, wie erwähnt, völlig umweltschonend gestaltet werden; Papier hingegen, selbst in der recycelten Variante, muss immer mit hohem Energie- und Wasseraufwand hergestellt werden. Von Druckertinte und Tonerpulver ganz zu schweigen.
Ein Vorgesetzter, der ostentativ nicht zu Akten-, sondern digitalen Ordnern greift, der auf Whiteboards statt Flipcharts setzt und der Handouts für Meetings konsequent digital erstellen lässt und verteilt, zeigt, dass es möglich ist. Und er zeigt auch jedem Teammitglied, das Papier dort verwendet, wo der Chef digital vorgeht, dass es Nachholbedarf hat – ohne jede Anordnung beziehungsweise Arbeitsanweisung.
Tipp: Um bei der Papierreduktion unbemerkt etwas nachzuhelfen, kann es bereits genügen, die Zahl der Drucker und Kopierer zu reduzieren sowie neue Papierpakete nur auf Anfrage herauszugeben. Beispielsweise „bewacht“ durch die Büroassistenz des Vorgesetzten.
7. Bei der Digitaltechnik langlebiger denken und handeln
Digitaltechnik jeglicher Art ist heute davon geprägt, dass sie einerseits enorm schnelllebig ist und es andererseits schwierig bis teils unmöglich ist, die darin verwendeten wertvollen Rohstoffe zu recyceln. In der Folge stellt praktisch jedes neuproduzierte Stück einen kleinen Baustein der Umweltproblematik dar.
Auch hier können Führungskräfte mit bestem Beispiel vorangehen. Eine dafür sehr gut geeignete Maxime ist „so viel wie nötig, so wenig wie möglich für einen möglichst langen Zeitraum“.
Es müssen deshalb nicht unbedingt fair hergestellte Smartphones sein. Es genügt bereits, wenn Vorgesetzte deutlich sichtbar diejenigen Geräte, die sie nutzen, so lange gebrauchen, bis es nicht mehr geht. Selbst wenn im betrieblichen Umfeld schnellere Aktualisierungen der Hardware nötig sind, so lässt sich auf diese Weise ein messbarer Beitrag leisten.
Tipp: Es gibt verschiedene Möglichkeiten, auf gebrauchte, runderneuerte Firmen-IT zu setzen. Diese ist nicht nur deutlich umweltschonender, sondern bei gleicher Leistung auch günstiger.