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Nachhaltiges Mobilitätsmanagement: Tipps und Empfehlungen für Unternehmen

  • 04.02.2022
  • Christoph Ledder
  • 7 Min.

Die Mobilität der Mitarbeiter ist für kleine und mittlere Betriebe sowie für große Konzerne von großer Bedeutung. Sowohl Azubis und leitende Angestellte als auch das Management – sie alle müssen gut und ohne große Umwege zur Arbeit kommen. Darüber hinaus müssen sich Beschäftigte zahlreicher Unternehmen auf dem Betriebs- bzw. Werksgelände oft bewegen und zum Teil zwischen verschiedenen Standorten wechseln. Das Resultat ist viel Verkehr. Laut Angaben des Umweltbundesamtes gehen die Umweltbelastungen unter anderem zu einem großen Teil auf den betrieblichen und berufsbedingten Verkehr zurück. Und laut einer Auswertung des Statistischen Bundesamtes fahren rund 40 Prozent aller Berufstätigen mit dem Auto zur Arbeit – selbst dann, wenn es nur fünf Kilometer bis zur Arbeitsstelle sind. Die Mehrheit der Autofahrer steckt demnach im dichten Berufsverkehr fest. Mitarbeiter auf Dienstreisen sind von dem dichten Verkehr ebenfalls betroffen.

Neben den Umweltbelastungen steigt durch die vielen Verkehre der Energieverbrauch. Darüber hinaus wirkt sich die Verkehrsbelastung – auf dem Weg zur Arbeit, auf dem Betriebsgelände sowie auf dem Weg zurück zum Wohnort – negativ auf die Gesundheit aller Beschäftigten eines Unternehmens aus.

Aus diesem Grund sind Betriebe gefordert, Mobilitätskonzepte im Rahmen eines nachhaltigen Mobilitätsmanagements zu entwerfen. Dafür sind geeignete Maßnahmen notwendig, die einerseits die Emissionen senken, andererseits den motorisierten Individualverkehr (MIV) entlasten sollen.

Neben den innerbetrieblichen Verkehrs- und Arbeitswegen konzentriert sich das nachhaltige Mobilitätsmanagement auf folgende Verkehre:

  • den Güterverkehr
  • den Pendlerverkehr der Mitarbeiter
  • den Kundendienst- und Reisenden-Verkehr

Was versteht man unter nachhaltigem Mobilitätsmanagement?

Nachhaltiges Mobilitätsmanagement (NL) ist ein Instrument, um das Mobilitätsverhalten der Mitarbeiter umweltfreundlich und gleichzeitig effizient zu gestalten. Der Fokus des NL liegt dabei sowohl auf berufsbedingten Verkehrswegen als auch auf Dienstreisen.

Die Verkehrsinfrastruktur am Standort des Betriebs spielt dabei eine zentrale Rolle. Im Vorfeld des Entwurfs zum nachhaltiges Mobilitätsmanagement müssen zum Beispiel folgende Fragen geklärt werden:

  • Wie gut ist die Anbindung des ÖPNV an den Betrieb?
  • Wie hoch sind die innerbetrieblichen Verkehre? Müssen die Mitarbeiter beispielsweise lange Wege mit dem Auto zwischen zwei Standorten fahren?
  • Wie ist die Parkplatzsituation vor Ort? Sollte man die Parkplätze für Mitarbeiter reduzieren und ihnen dafür Alternativen anbieten?

Ziel des nachhaltigen Mobilitätsmanagement ist die Verzahnung mit dem kommunalen Verkehrsangebot zur Verkehrsverlagerung und effizienter Gestaltung der Verkehrs- und Arbeitswege.

Darüber hinaus müssen Betriebe das Mobilitätsmanagement auch auf der Mikro-Ebene betrachten. Welche Möglichkeiten gibt es, die Weg- und Arbeitszeit für Mitarbeiter auf dem Werksgelände zu verkürzen? Welche Mobilitätsangebote können sie den Beschäftigten machen?

Nachhaltiges beziehungsweise betriebliches Mobilitätsmanagement muss von Unternehmen ganzheitlich betrachtet werden. Es geht weit über die Anschaffung von E-Autos für den eigenen Fuhrpark hinaus. Der Klimaschutz ist ein wichtiger Aspekt des Mobilitätsmanagement. Doch der Schutz und die Prävention der Gesundheit der Mitarbeiter stehen ebenfalls im Fokus. Zudem ist das Mobilitätsmanagement Bestandteil des betrieblichen Immissionsschutzes und birgt gleichzeitig für den Umweltschutz große Chancen.

Was sind Praxisbeispiele für nachhaltiges und betriebliches Mobilitätsmanagement?

­­­Die folgenden drei Beispiele verdeutlichen, wie betriebliches Mobilitätsmanagement funktioniert. Diese Mobilitätsangebote für Beschäftigte können, mit kleinen Abänderungen, auf andere Unternehmen übertragen werden.

  • Kreisverwaltung Holzminden

    Im Rahmen des Projekts “MAXIH” werden Fahrräder, Pedelecs sowie ein Lastenelektrorad für die Angestellten bereitgestellt. Zudem sorgt die Stadt Holzminden laut eigenen Angaben für die passenden Abstellorte der Zweiräder. 

    Darüber hinaus stattet die Stadt ihre Dienstfahrzeuge mit Navigationsgeräten aus, um den Dienstweg zeitlich kurz und effizient zu halten. Außerdem erfolgt derzeit die Umstellung auf umweltfreundliche Autos. Erste Erfolge zeigen die Maßnahmen laut Angaben der Stadt bereits. Sie senken die Reisekosten, fördern die Gesundheit der Mitarbeiter und tragen zur Reduzierung von Treibhausgasen bei. 

     
  • ProPotsdam GmbH

    Hierbei handelt es sich um das kommunale Wohnungsunternehmen der brandenburgischen Landeshauptstadt. Durch geändertes Mobilitätsverhalten sollen künftig 70 Prozent der Mitarbeiter mit dem ÖPNV und dem Fahrrad zur Arbeit pendeln.

    Das Konzept des Unternehmens setzt sich aus Push- und Pull-Maßnahmen zusammen. Diese setzen einerseits an der Infrastruktur am Standort an. Unter anderem wird die Ladeinfrastruktur ausgebaut und ein Fahrradhaus gebaut. 

    Andererseits führt ProPotsdam ein Mobilitätsbudget für die Mitarbeiter ein. Verzichten sie auf eine Parkkarte, können sie mit dem Mobilitäts-Budget ein Jobticket sowie ein Dienstrad-Leasing auswählen. Gleichzeitig wird der Fuhrpark des Unternehmens mit E-Autos, E-Fahrrädern und E-Lastenrädern erweitert. 

     
  • Finanzamt Offenburg

    Im Zuge eines Neubaus werden viele Mitarbeiter der Außenstellen in naher Zukunft in das neue Gebäude ziehen. Gleichzeitig möchte man neue Mobilitätsangebote schaffen und bereits vorhandene optimieren.

    Insgesamt stehen für die Mitarbeiter zehn Pedelecs zur Verfügung. Zudem gibt es ein Lasten-Pedelec, um Transporte im nahen Umfeld zu ermöglichen. Das Finanzamt Offenburg bietet seinen Mitarbeitern außerdem die Möglichkeit der Telearbeit sowie Jobtickets an. 

    Seit 2018 gilt das Finanzamt Offenburg als “Finanzamt der Zukunft”. Die Maßnahmen zum Mobilitätsmanagement hätten dazu beigetragen, die Nutzung alternativer Mobilitätsangebote ins Bewusstsein zu bringen und im alltäglichen Verhalten zu verankern.

Was sind die Vorteile eines nachhaltigen Mobilitätsmanagements?

Zu den Vorteilen eines nachhaltigen Mobilitätsmanagements gehören zum Beispiel die Senkung der Betriebskosten, mehr Umweltschutz, Imagegewinn durch gutes Marketing und höhere Motivation der Mitarbeiter. Die Praxisbeispiele zeigen deutlich, wie man Mobilitätsmanagement umsetzt und gleichzeitig sein Image als Arbeitgeber aufpoliert. Ebenso verdeutlichen die Beispiele, dass Unternehmen mit neuen Mobilitätskonzepten viel bewegen können. Für sie hat die betriebliche Verkehrsinfrastruktur im Einzelnen unter anderem folgende Vorteile:
 

  • Senkung der Betriebskosten durch eine optimale Nutzung des Werksgeländes oder Effizienzsteigerungen im Dienstreise- und internen Werksverkehr.
  • Verbesserung des Umweltimages der Firma als Teil des Marketings
  • Erhöhung der Motivation der Mitarbeiter, zum Beispiel durch Sondervergünstigungen wie Fahrtkostenzuschüsse für den ÖPNV oder eine bequeme Anbindung an den Arbeitsplatz.

Darüber hinaus leisten Firmen mit angepassten Mobilitätskonzepten einen gesellschaftlichen Beitrag:

  • Sie verringern die Umweltbelastungen durch den Verkehr
  • Die Auslastung der Kapazitäten der Verkehrsinfrastruktur ist besser.
  • Die Attraktiv des Firmen-Standortes wird erhöht.
  • Mobilitätskonzepte im Rahmen des Mobilitätsmanagements schaffen neue und innovative Produkte im Bereich der Mobilitätsdienstleistungen.

Unternehmen müssen ihre ersten Maßnahmen deshalb konkret und zielführend planen. Einige Handlungsfelder im Mobilitätsmanagement bringen unmittelbare Kostenvorteile. Bei anderen liegt der Nutzen eher in indirekten, langfristig wirkenden Effekten.

Dies sind vor allem eine zukunftssichere Entwicklung, ein höherer Einsatz der Mitarbeiter für das Unternehmen durch höhere Motivation sowie bessere Absatzchancen der Produkte durch Ihr Umweltimage. Selbst wenn die Maßnahmen aktuell nicht alle Mobilitätsprobleme lösen können, sind sie ein guter Start in einen bewussteren Umgang mit dem Thema – für Arbeitgeber und Beschäftigte.

Welche weiteren Maßnahmen können Unternehmen ergreifen, um das Mobilitätsmanagement zu modernisieren?

Um die Verkehrs- und Arbeitswege zu reduzieren, können Unternehmen zum Beispiel die Home-Office-Regelung einführen bzw. diese ausweiten. Darüber hinaus sollten Betriebe über die Investition in den Ausbau neuester Telefon- und Videokonferenztechnik nachdenken.

Um den ÖPNV stärker ins Bewusstsein der Beschäftigten zu bringen, sollten Unternehmen Informationsangebote von Bus und Bahn kommunizieren. Unter anderem können sie Fahrplanauskünfte aushängen oder Echtzeitinformationen zu Abfahrten bereitstellen. Darüber hinaus ist auch die Sammelbeförderung mit Werksbussen möglich sowie die Einführung von Jobtickets.

Außerdem sollten Betriebe stärker die Beschäftigten in den Fokus rücken, die mit dem Fahrrad zur Arbeit kommen. Überdachte Abstellmöglichkeiten oder auch die Zertifizierung als fahrradfreundlicher Arbeitgeber sind möglich. Zudem gehört zu einem durchdachten und gut geplanten Konzept für angepasste Mobilitätsbedürfnisse, dass es Lademöglichkeiten für E-Bikes und Pedelecs gibt.

Ein weiteres Beispiel für die Umsetzung des nachhaltigen Mobilitätsmanagements: die Einführung einer firmeneigenen App für die Nutzung von Fahrgemeinschaften. Diese App sollte in regelmäßigen Abständen vom Unternehmen beworben werden. Außerdem können Betriebe Parkplätze mit kurzen Wegen zum Eingang einrichten.

Können auch Maßnahmen mit Blick auf den eigenen Fuhrpark umgesetzt werden?

Unternehmen können ihren Fuhrpark beispielsweise um E-Autos erweitern. Darüber hinaus können sie über die Anschaffung von E-Bikes, Pedelecs und E-Lastenräder nachdenken. In diesem Zusammenhang ist auch das Jobrad eine Alternative. Auch die Kooperation mit Car-Sharing-Anbietern zur Reduzierung des Fuhrparks ist eine Option.

Welche Anreize schafft der Bund zur Umsetzung von neuen Mobilitätskonzepten?

Für die Ampel-Regierung der Bundesrepublik hat der Klimaschutz oberste Priorität. Dazu gehören die Reduzierung der Treibhausgasemissionen sowie der Fortschritt der Verkehrswende. Das im Sommer 2021 beschlossene Klimaschutzgesetz sieht vor, dass Deutschland bis 2045 klimaneutral wird.

Auch in Bezug auf die Elektromobilität möchte der Bund vorankommen. So wurde kürzlich die Verlängerung der Innovationsprämie für den Kauf von Elektro-Autos sowie von Plug-in-Hybriden beschlossen. Bis zu 9.000 Euro Förderung gibt es für Fahrzeuge mit einem Nettolistenpreis von 40.000 Euro. Plug-in-Hybride werden mit maximal 6.750 Euro gefördert.

Darüber hinaus gibt es vom Bund das Förderprogramm Elektromobilität. Das Bundesverkehrsministerium unterstützt damit unter anderem Unternehmen bei der Umsetzung ihrer Projekte im Bereich der Elektromobilität. Konkret gefördert werden folgende Vorhaben:

  • Finanzierung von kommunalen und gewerblichen Elektromobilitätskonzepten (Umweltstudien)
  • Beschaffung von Elektrofahrzeugen sowie die Installation der Ladeinfrastruktur
  • Forschung und Entwicklung zur Unterstützung des Markthochlaufs von Elektrofahrzeugen sowie innovative Konzepte für eine klimafreundliche Mobilität

Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) können unter bestimmten Bedingungen ebenfalls einen Bonus erhalten. Hierfür müssen sie allerdings die Kriterien der EU erfüllen.  

Fazit zum nachhaltigen Mobilitätsmanagement

Es gibt viele Optionen, das nachhaltige Mobilitätsmanagement im Unternehmen umzusetzen. Mobilitätsmanagement geht weit über die Erweiterung des Fuhrparks mit Elektrofahrzeugen hinaus - es ist allerdings ein Teil davon. Mobilitätskonzepte müssen Optionen wie das Jobticket und die gute Anbindung an den ÖPNV berücksichtigen.

Zudem sollten E-Bikes, Pedelecs und E-Lastendfahrräder als Mobilitätsangebote Eingang in das Mobilitätskonzept finden. Obwohl der Bund Hilfestellung bei der Finanzierung gibt, müssen Betriebe selbst aktiv werden. Dies steigert allerdings die Attraktivität bei den Beschäftigten.