Navigation

Foto:

Betrieblicher Umweltschutz: Ziele, Beispiele und Tipps

  • 10.02.2022
  • Redaktionsteam SafetyXperts
  • 6 Min.

Betrieblicher Umweltschutz ist mehr als eine gesetzliche Pflicht. Macht sich ein Unternehmen für den Umwelt- und Klimaschutz stark, kann es nicht nur die eigenen Produktionskosten verringern, sondern auch sein Image erheblich stärken. Im folgenden Artikel erfahren Sie, welche Ziele betrieblicher Umweltschutz verfolgt, welche gesetzlichen Vorschriften es zum Umweltschutz gibt und welche Schutzmaßnahmen Sie als Unternehmer ergreifen können.

Betrieblicher Umweltschutz ist ein sehr komplexes Thema. Schließlich müssen dafür nicht nur technischen, sondern auch organisatorische und personelle Voraussetzungen geschaffen und die Aufgaben koordiniert werden. Am Ende profitieren Umwelt, Unternehmen und Mitarbeiter gleichermaßen.

Was ist betrieblicher Umweltschutz?

Unter der Bezeichnung „betrieblicher Umweltschutz“ werden alle Maßnahmen technischer und organisatorischer Art bezeichnet, mit welchen der Umweltschutz in Unternehmen sichergestellt wird. Dabei werden alle negativen Auswirkungen eines Unternehmens auf die Umwelt berücksichtigt.

Geregelt wird der betriebliche Umweltschutz durch einschlägige gesetzliche Verordnungen und Vorschriften wie dem Betriebsverfassungsgesetz. Abhängig vom Standort und der Branche des Unternehmens gelten lokale, nationale oder global gültige Standards und Richtlinien für den Umweltschutz.

Vorsorgender und nachsorgender Umweltschutz

Umweltschutzmaßnahmen im betrieblichen Umweltschutz können sowohl vorsorgend als auch nachsorgend wirken.

UmweltschutzMaßnahme
Vorsorgender betrieblicher Umweltschutz In diesem Fall wird der Aspekt „Umweltschutz“ bereits bei der Planung und Konzeption von Gebäuden, Produkten, Prozessen oder Projekten berücksichtigt.
Nachsorgender betrieblicher Umweltschutz Diese Variante kommt zum Tragen, wenn bestehende Systeme hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeit und Ökologie optimiert werden.

In Unternehmen kommen häufig beide Varianten zum Einsatz, da sie oftmals im direkten Zusammenhang zueinander stehen.

Was sind die Ziele des betrieblichen Umweltschutzes

Primäres Ziel von Umweltschutz ist der Erhalt des natürlichen Lebensumfelds des Menschen und die Bewahrung ihrer Gesundheit. Denn die natürlich vorkommenden Ressourcen wie Wasser, Energie sowie lebensnotwendige Rohstoffe bilden die Lebensgrundlage unserer Erde und müssen daher geschützt werden.

Zu diesem Zweck sind auch Unternehmen dazu verpflichtet, im Rahmen der Umweltpolitik und des Umweltrechts Gewässer, Böden, die Luft sowie Natur und Klima zu schützen.

Betrieblicher Umweltschutz zielt daher darauf ab, die Verbrauch an lebenswichtigen Ressourcen wie Energie, Wasser und weiterer wichtiger Stoffe zu verringern und für einen umweltbewussten Umgang mit diesen wertvollen Ressourcen zu sorgen.

Hierfür können Firmen in unterschiedlichen Bereichen aktiv werden:

  • Abfallmanagement, Entsorgung und Kreislaufwirtschaft (z.B. durch Sortieren von Müll oder Recycling)
  • Immissionsschutz (z.B. durch die Entwicklung und Verwendung alternativer Energieerzeuger oder durch nachhaltiges Mobilitätsmanagement)
  • Luftreinhaltung (z.B. durch den Einbau von Filteranlagen)
  • Gewässer- und Bodenschutz (z.B. durch spezielle bauliche Maßnahmen bei Neubauten)
  • Wassermanagement (z.B.: durch das Einstufen von wassergefährdenden Stoffen)
  • Energiemanagement und Energieeffizienz (z.B. durch isolierte Fenster oder Wärmedämmung oder Einführung eines Energiemanagementsystems)
  • Materialeffizienz (z.B. durch die Entwicklung von nachhaltigem Produktdesign)
  • Umweltschonende Produktionsprozesse (z.B. durch die Einführung und Implementierung eines nachhaltiges Supply Chain Management)
Zur Erhaltung einer gesunden Umwelt können sich Unternehmen auf viele Weisen einbringen © safetyxperts.de

Gesetzliche Grundlagen und Verordnungen zum Umweltschutz

Im betrieblichen Umweltschutz kommen ganz unterschiedliche Vorschriften und Vorgaben zur Anwendung. Europäische Normen, Umweltrecht sowie Standards und Zertifizierungen im Umweltmanagement müssen häufig berücksichtigt werden.

Eine der wichtigsten gesetzlichen Grundlagen für den betrieblichen Umweltschutz findet sich im Betriebsverfassungsgesetz (BetrVG), in Paragraph 89. Die Definition lautet:

„Als betrieblicher Umweltschutz im Sinne dieses Gesetzes sind alle personellen und organisatorischen Maßnahmen sowie alle die betrieblichen Bauten, Räume, technische Anlagen, Arbeitsverfahren, Arbeitsabläufe und Arbeitsplätze betreffenden Maßnahmen zu verstehen, die dem Umweltschutz dienen.“

3 Praktische Beispiele für Umweltschutzmaßnahmen im Betrieb

  1. Ein Industrieunternehmen möchte Kunststoffprodukte herstellen. Deren Produktion erfordert den Einsatz von sehr viel Wasser. Im Rahmen des betrieblichen Umweltschutzes wird nun ein Konzept erarbeitet, das bereits vor dem Bau der Produktionsanlage berücksichtigt, wie das Abwasser der Anlage am besten wiederverwertet werden kann und wie sich der Gesamtwasserverbrauch der Produktion reduzieren lässt.
  2. Ein mittelständisches Logistikunternehmen stellt seine Lieferflotte in der Stadt auf Elektromobilität um. Mit diesem Umweltmanagement kann das Unternehmen die Menge seiner CO2-Emissionen deutlich senken.
  3. Ein Dienstleister im IT-Bereich wechselt zu einem Stromanbieter mit Ökostrom und installiert auf dem Dach seines Unternehmensgebäudes eine PV-Anlage um einen Teil des Stroms für die Beleuchtung emissionsfrei selbst zu produzieren.

Betrieblicher Umweltschutz - Checkliste

Bereich To Do Ja/Nein
Umweltgefährdungen Stellt unser Unternehmen umweltschädliche Produkte her? Gehen von den Produktionsstoffen Umweltgefahren aus?
Gefahren für die Luft Werden Schadstoffe in die Luft abgegeben? Gibt es Filteranlagen für die Luft?
Abfälle Welcher Abfall wird produziert? (wiederverwertbar, Sondermüll, gefährlicher Müll) Gibt es Mülltrennung? Wie und wo findet die Abfallentsorgung statt?  
Abwasser Werden Abfallstoffe über das Abwasser entsorgt? Gibt es Filteranlagen?  
Gefahren für Böden Werden Böden kontaminiert? Gibt es bereits Maßnahmen zum Schutz der Böden?  
Weitere Gefährdungen Welchen Lärm erzeugt das Unternehmen? Gibt es gefährliche Strahlung?  
Bisherige Störfälle Gab es in der Vergangenheit Störfälle? Wenn ja, wie wurde damit umgegangen? Wenn ja, welche Maßnahmen wurden daraus abgeleitet? Sind Sicherheitsmaßnahmen /Notfallmaßnahmen für Störfälle geplant?  
Rechtliche Fragen Welche Vorgaben und Vorschriften muss das Unternehmen im Rahmen des Umwelt- und Klimaschutzes einhalten? Gibt es Grenzwerte für Abgase, Wasser, andere Stoffe oder Lärm? Muss das Unternehmen besondere Auflagen erfüllen? Wurden Auflagen und Grenzwerte bisher eingehalten?  
Verantwortlichkeiten Gibt es einen Beauftragten für Umweltschutz in Ihrer Betriebswirtschaft? Liegt ein jährlicher Bericht vom Betriebsbeauftragten vor? Gibt es einen Umweltschutzausschuss? Wer ist im Betriebsrat für den Umweltschutz zuständig? Wird Umweltschutz als Teil der Unternehmenskultur gepflegt? Finden regelmäßige Schulungen der Arbeitnehmer zu Umwelt- und Klimaschutz statt? Gibt es einen Strategieplan zum betrieblichem Umweltschutz?    

Umweltmanagementsysteme im Überblick

Um den betrieblichen Umweltschutz nach vergleichbaren Standards zu implementieren, ist die Einführung eines Umweltmanagementsystems empfehlenswert. Hierbei können Unternehmen auf verschiedene Arten von Managementsystemen zurückgreifen wie zum Beispiel die ISO 14001 oder das Ökoprofit.

Diese Zertifizierungen haben gleich mehrere Vorteile: So können sie zum Beispiel die Genehmigungsdauer bei behördlichen Anträgen verkürzen oder den Zugang zu Fördergeldern ermöglichen. Für eine positive Außenwirkung sind Umweltschutz-Zertifizierungen ebenfalls hilfreich.

Zu den gängigsten Umweltmanagementsystemen gehören:

  • EMAS – Das „Eco Management and Audit Scheme” ist ein Öko-Standard der Europäischen Union.
  • Qualitätsverbund umweltbewusster Betriebe (QuB) – Dieses Zertifikat können sich Unternehmen von einem unabhängigen Institut nach einer Prüfung ausstellen lassen.
  • ÖKOPROFIT – dieses Label wird ebenfalls an Unternehmen vergeben, die strenge Anforderungen an Umweltschutz einhalten.
  • ISO 14001 – Hierbei handelt es sich um eine international gültige Norm, die bestätigt, dass ein Unternehmen Umweltstandards einhält. Dafür erfordert die ISO 14001 die regelmäßige Durchführung von Audits im Unternehmen.

Unabhängig von diesen Umweltmanagementsystemen kann auch die Einführung von einfachen Methoden wie zum Beispiel Ecomapping im Unternehmen dabei helfen, Umweltschutzpotenziale im Betrieb aufzudecken.

Sie wollen mehr zum Thema Umweltmanagement erfahren? Dann könnte Sie folgender Artikel interessieren:

10 praktische Tipps für mehr Umweltschutz im Büro

Betrieblicher Umweltschutz muss nicht zwingend nur auf Normen und Gesetzen beruhen, sondern beginnt bereits bei der Einstellung von Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Bereits während der Arbeit im Büro lassen sich viele Umweltmaßnahmen mit einfachen Mitteln umsetzen, die sowohl dem Emissionsschutz als auch dem Klimaschutz dienen.

Dazu gehören unter anderem folgende Maßnahmen:

  1. Schalten Sie nicht benötigte Elektrogeräte aus und verwenden Sie bei EDV-Geräten den Energiesparmodus. Auf diese Weise sparen Sie Strom und Energie.
  2. Verwenden Sie möglichst keine Kapsel-Kaffeemaschinen, sondern Vollautomaten oder einfache Filterkaffeemaschinen. So sparen Sie Verpackungsmüll.
  3. Verwenden Sie am besten Notebooks mit Dockingstation. Diese Rechner benötigen deutlich weniger Strom als Desktop-PCs.
  4. Setzen Sie auf digitale Kommunikation und verschicken Sie z.B. Rechnungen an Kunden per Mail.
  5. Bilden Sie Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Bezug auf Umweltschutz weiter.
  6. Stellen Sie Mülltrenner auf.
  7. Ersetzen Sie alte Glühbirnen oder Halogenleuchten gegen stromsparende LEDs.
  8. Erinnern Sie Ihre Belegschaft mit Hinweisschildern ans Stromsparen.
  9. Bestellen Sie Büromaterial am besten immer als Sammelbestellung. So sparen Sie CO2 ein.
  10. Verwenden Sie Bewegungsmelder für die Beleuchtung in Räumen, die nur gelegentlich genutzt werden.

Ganz wichtig ist immer: Binden Sie Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in alle Maßnahmen zum betrieblichen Umweltschutz ein. Animieren Sie Ihre Teams dazu, umweltbewusst zu handeln und auch eigene Ideen für Umweltmaßnahmen einzubringen.

Fazit zum betrieblichen Umweltschutz: Nicht nur Pflicht, sondern auch Kostensenker

Betrieblicher Umweltschutz ist für Unternehmen eine gesellschaftliche Pflicht. Sie haben nicht nur eine Vorbildfunktion, sondern tragen in der Regel in erhöhtem Maße zu Emissionen sowie einem hohen Wasser- und Stromverbrauch und somit zum Klimawandel bei. Umso wichtiger ist es, dass Firmen Umwelt- und Klimaschutz ernst nehmen. Dafür bietet sich die Einführung und Implementierung eines Umweltmanagementsystems an. So gesetzlichen Vorschriften und Richtlinien zum Umweltschutz optimale eingehalten und die erforderlichen Umweltschutzmaßnahmen erfolgreich im Unternehmen implementiert werden.

Auch die regelmäßige Durchführung von Schulungen trägt zum betrieblichen Umweltschutz bei. Denn jeder Mitarbeiter sollte die hohe Bedeutung der Umweltschutzmaßnahmen nachvollziehen können und dazu motiviert werden, umweltbewusst zu handeln.

Wird der betriebliche Umweltschutz konsequent im Unternehmen durchgesetzt, bringt das zahlreiche Vorteile mit sich: Denn Unternehmen sparen durch die Umweltmaßnahmen Kosten und können auch die eigene Reputation verbessern.