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Umweltmanagement: Beispiele und Tipps für Unternehmen

  • 10.02.2022
  • Redaktionsteam SafetyXperts
  • 8 Min.

Der Umweltschutz hat im öffentlichen Leben eine zentrale Rolle eingenommen. Viele Unternehmen und Organisationen treffen im Kontext ihres unternehmerischen Alltags Maßnahmen zum Schutz der Umwelt. Warum ein gut durchdachtes Umweltmanagement an dieser Stelle sinnvoll ist und was es ausmacht.

Die Themen rund um den Klima- und Umweltschutz sind dieser Tage aktueller denn je. Der öffentliche Diskurs um die globale Klima- und Umweltpolitik spaltet die Gesellschaft. Klima- und Umweltschützer liefern sich zum Teil heftige verbale Auseinandersetzungen mit Leugnern des Klimawandels.

Vor dem Hintergrund der öffentlichen Diskussion um den Klima- und Umweltschutz starten zahlreiche Unternehmen eigene Offensiven. Das sogenannte Umweltmanagement bekommt einen immer größer werdenden Stellenwert. In diesem Zusammenhang fällt oft der Begriff der Nachhaltigkeit. Der folgende Beitrag thematisiert das Umweltmanagement in Firmen und gibt Antworten auf die Frage, wie es bestmöglich realisiert werden kann.

Was ist die Definition von Umweltmanagement?

Es ist Teil des Gesamtmanagements eines Unternehmens oder einer Organisation, wie beispielsweise Kirchen, Vereine oder Verbände. Das Umweltmanagement dient in erster Linie dazu, alle Abläufe und Zuständigkeiten in dem Maß zu organisieren, dass die gesellschaftlichen und die eigenen Ansprüche an ein umweltverträgliches Handeln sichergestellt sind.

Gleichzeitig müssen im Rahmen des Umweltmanagements umweltbezogene Chancen und Risiken rechtzeitig erkannt und rechtliche Anforderungen erfüllt werden. Aus diesem Grund umfasst es verschiedene Umweltaspekte. Beispiele hierfür sind:

  • Energie- und Materialverbrauch
  • Emissionen
  • Abfall oder Abwasser
  • Flächennutzung

Allerding sind auch indirekte Aspekte Gegenstand des Umweltmanagements. Beispiele hierfür sind die Beschaffenheit von Produkten oder die Arbeitswege der Mitarbeiter.

Im Zentrum des Umweltmanagements steht die Schaffung von Nachhaltigkeit – und dies bei allen betrieblichen Prozessen und Produkten des Unternehmens. Daneben sollen mit dem Umweltmanagement gezielt nachhaltige Verhaltensweisen in Bezug auf die Mitarbeiter geschaffen werden.

Damit die einzelnen Nachhaltigkeits-Ziele erreicht werden, müssen Unternehmen zum Beispiel behördliche Auflagen erfüllen. Darüber hinaus sollten sie technische Maßnahmen zur Verringerung der Umwelteinwirkungen ergreifen. Gravierende Umweltschädigungen, die das natürliche Ökosystem angreifen, müssen in jedem Fall vermieden werden.

Welche Vorteile bringen Umwelt- und Energiemanagement für Unternehmen?

Die Funktion eines Umweltmanagementsystems als Teil des Gesamtmanagements ist es, betriebsinterne Prozesse und Systeme aufzubauen. Diese dienen hauptsächlich dafür, die energiebezogenen Leistungen eines Betriebs zu erfassen und zu verbessern. Darin eingeschlossen sind die Verbesserung der Energieeffizienz, die Verringerung des Energieverbrauchs und die Erhöhung der Energieleistung.

Wird das Umweltmanagement in der Praxis angewandt, bedeutet dies vor allem:

  • detaillierte Informationen für die Mitarbeiter
  • mehr Umweltschutz
  • Kosteneinsparungen durch vorausschauendes Handeln

Das Umwelt- und Energiemanagement ist für Unternehmen ein wichtiges Instrument, durch das sich ein nachhaltiges Wirtschaften fördern lässt.

Umweltmanagementsysteme: Zertifizierung nach ISO 14001

Unternehmen können hierzulande ihre Umweltmanagementsysteme nach der ISO 14001-Norm zertifizieren lassen. Damit belegen sie ihren kontinuierlichen Einsatz zur Verbesserung der unternehmenseigenen Umweltbilanz. Doch was ist ISO 14001 und welche Ziele sollen mit der Norm erreicht werden?

Mit der ISO 14001-Norm, auch als Umweltmanagementnorm bezeichnet, werden die Anforderungen festgelegt, mit dem eine Organisation ihre Umweltleistung verbessern kann. Darüber hinaus legt die Norm fest, wie das Unternehmen rechtliche und soziale Verpflichtungen erfüllen kann.

Wie der TÜV Süd erläutert, hat die ISO 14001 das übergeordnete Ziel, den Umweltschutz zu fördern und Umweltauswirkungen zu reduzieren. Somit sollen die Umweltziele richtig umgesetzt werden. Bislang ist die ISO 14001 der einzige zertifizierte Standard für das Umweltmanagement. Nachfolgend werden die wesentlichen Bestandteile der ISO 14001 genannt:

  • Planung: Es dient der Festlegung von Umweltzielen sowie von entsprechenden Maßnahmen. Im Rahmen der Planung werden darüber hinaus Zuständigkeiten und Verfahrensweisen bezüglich des Umweltmanagements definiert.
  • Durchführung: Die in der Planung festgelegten Maßnahmen und Verfahrensweisen werden in diesem Bestandteil der ISO 14001 umgesetzt.
  • Kontrolle: Hier werden die jeweiligen Zuständigkeiten und Maßnahmen mit Hinblick auf die Umweltziele und die Umweltrichtlinien überprüft. Es wird zum Beispiel kontrolliert, ob die Umweltpolitik der Organisation nachhaltig ist.
  • Verbesserung: Zuständigkeiten werden stets angepasst und in manchen Fällen erweitert. Maßnahmen und Verfahrensweisen werden bei diesem Bestandteil des ISO 14001 überprüft und gegebenenfalls überarbeitet.

Die Größe eines Unternehmens oder einer Organisation spielt bei der Umweltmanagementnorm keine Rolle. Anforderungen an die Umweltleistung werden ebenfalls nicht gestellt. Zwei Organisationen können die gleiche Tätigkeit ausführen aber unterschiedliche Umweltleistungen zeigen. Dennoch ist es möglich, dass beide die Anforderungen der ISO 14001 erfüllen.

Verbesserung der Umweltleistung

Wie bereits erwähnt, soll durch die Norm die Umweltleistung eines Betriebs verbessert werden. Darüber hinaus werden damit wichtige Unternehmensbereiche gezielt gesteuert. Durch ein zertifiziertes und erfolgreich umgesetztes Umweltmanagement verbrauchen manche Unternehmensbereiche weniger Energie und der Abfall reduziert sich langfristig. Darüber hinaus führt eine verbesserte Umweltleistung zu mehr Recycling.

Außerdem reduzieren sich die Kosten für Rohstoffe und Verbrauchsmaterial. Durch die positiven Effekte sinkt gleichzeitig die Notwendigkeit von Sanierungsmaßnahmen oder Gegendarstellungen in der Öffentlichkeit. Letztgenannter Punkt steht dabei oft im Zusammenhang mit einem Imageschaden des jeweils betroffenen Unternehmens.

Weltweite Anwendung von ISO 14001

Laut Angaben des Umweltbundesamts (UBA) sind rund 363.000 Unternehmen und Organisationen derzeit nach ISO 14001 zertifiziert. Das teilt das Amt auf seiner Webseite mit. Wie das UBA weiter mitteilt, sind es in Deutschland 8.000 Betriebe. Darunter sind sowohl Kleinstbetriebe und mittelständische Unternehmen sowie große Industriekonzerne. Auch staatliche Behörden fallen darunter.

Weitere Vorteile der Umweltmanagementnorm

Ob Handwerksbetrieb oder global agierender Konzern – jedes Unternehmen kann sich ihr Umweltmanagement gemäß der Umweltmanagementnorm zertifizieren lassen. Dies hat entscheidende Vorteile, die im Folgenden genannt werden.

  • Internationale Anerkennung des Umweltmanagements.
  • Fehlerquellen, die den Umweltschutz gefährden, werden identifiziert und beseitigt.
  • Umweltziele werden innerhalb des Unternehmens oder der Organisation klar definiert.
  • Mitarbeiter werden zum nachhaltigen Handeln und für den Umweltschutz sensibilisiert.
  • Beschäftigte werden im Bereich des Umweltmanagements qualifiziert.
  • Durch die Zertifizierung haben Unternehmen und Organisationen Wettbewerbsvorteile.

Umweltmanagementsysteme können unterschiedlich gestaltet sein. Externe Abhängigkeiten und Wechselwirkungen sowie die Anforderungen von Ressourcen, wie Mitarbeiter, Kunden und/oder Lieferanten müssen bei der Planung und Umsetzung berücksichtigt werden.

Wer zertifiziert das Umweltmanagementsystem?

Es gibt verschiedene Organisationen, an die sich Unternehmen bezüglich der Zertifizierung wenden können. Der bereits erwähnte TÜV Süd bietet die Zertifizierungen an. Betriebe und Organisationen können sich dahingehend an den  unabhängigen Verein wenden. Darüber hinaus bietet die Dekra die Zertifizierungen an. Die Prüfgesellschaft stellt auf der Webseite kostenfrei eine Checkliste zur Zertifizierung des Umweltmanagements zur Verfügung.

Umweltaspekte und Umweltmanagement

Bevor Unternehmen das Umweltmanagementsystem nach ISO 14001 umsetzen können, müssen die entsprechenden Umweltaspekte erfasst werden. Darunter werden die Abläufe und Prozesse verstanden, die Auswirkungen auf die Umwelt haben.

Für die Erfassung der Umweltaspekte wird in den meisten Fällen eine Bestandsaufnahme gemacht. Das betreffende Unternehmen wird hierfür einer Umweltprüfung unterzogen. Umweltaspekte im produzierenden Gewerbe sind zum Beispiel der Verbrauch von Rohstoffen, Abfälle und Biodiversität. Daneben gehören in manchen Branchen Bodenverunreinigungen zu den Umweltaspekten. Darüber hinaus gibt es indirekte Umweltaspekte, die Auswirkungen auf die Umwelt haben. Beispiele hierfür sind Investitionsentscheidungen.

Umweltmanagement als Zwei-Säulen-System

Wenn die unterschiedlichen Umweltaspekte erfasst sind, müssen sie bewertet werden. Die Umweltaspekte bilden das Herz des Umweltmanagementsystems. Dieses System ist ein Zwei-Säulen-System. Auf der ersten Säule entscheiden die Unternehmen und Organisationen, welche Verbesserungen in Bezug auf den Umweltschutz vorgenommen werden sollen. Darüber hinaus basiert die erste Säule auf Entscheidungen, wie die Umweltauswirkungen der einzelnen Umweltaspekte verringert werden können.

Bei der zweiten Säule des Umweltmanagementsystems handelt es sich um die Planung und Durchführung der mit den Umweltaspekten verbundenen Tätigkeiten. Diese Tätigkeiten sollten nach Möglichkeit umweltschonend geplant und realisiert, kontrolliert und gemessen werden. Probleme können so rechtzeitig erkannt und die bereits erbrachte Leistung nachgewiesen werden.

Was sind die Aufgaben und Pflichten des Umweltmanagers?

Vor dem Hintergrund der Planung und Durchführung des Umweltmanagementsystems, sollte sich von Beginn an ein Umweltmanager im Unternehmen darum kümmern. Anders als in der Vorgänger-Norm ISO 2009 wird ein Umweltmanager oder ein Umweltmanagerbeauftragter (UMB) in der ISO 14001 nicht mehr zwingend gefordert.

Die Praxis sieht jedoch anders aus. Da die Unternehmensleitung neben den zahlreichen Aufgaben die Planung, Umsetzung und Kontrolle eines Umweltmanagementsystems meistens nicht selbst übernehmen kann, wird ein interner oder externer Umweltmanager bestellt.

Dieser ist der Ansprechpartner für alle Belange des Umweltmanagements. Die Aufgaben des Umweltmanagers beschränken sich nicht nur auf die Kommunikation mit den Mitarbeitern. Er steht in regelmäßigem Austausch mit der Unternehmensleitung sowie mit Lieferanten, Kunden und Behörden. Zudem ist der Umweltmanager ein wichtiger Ansprechpartner für die Stelle, die das Umweltmanagementsystem zertifiziert. Weitere Aufgaben des Umweltmanagers sind:

  • Implementierung und Pflege des Umweltmanagementsystems
  • Durchführung und Weiterentwicklung von Umweltmanagement-Prozessen
  • Stetige Kontrolle des Umweltmanagementsystems
  • Dokumentation und Berichterstattung an die Unternehmensleitung
  • Stärkung des Umweltbewusstseins aller Beschäftigten und Vorgesetzten im Unternehmen und Organisationen

Der TÜV Rheinland bietet Lehrgänge zum Umweltmanager an. Auf der Webseite der Organisation wird nochmals der Nutzen eines Umweltmanagers herausgestellt.

EMAS wurde von der Europäischen Union entwickelt. Es ist ein Gemeinschaftssystem aus Umweltmanagement, Umweltbetriebsprüfung. Damit soll die Umweltleistung von Unternehmen und Organisationen verbessert werden.

Unter anderem verfügen die Manager Kenntnisse in Bezug auf die Anforderungen an Umweltmanagementsysteme nach ISO 14001 und EMAS (Eco Management and Audit Scheme).

Themenbereiche des Umweltmanagers

Im Rahmen der Schulung werden die angehenden Umweltmanager unter anderem in folgenden Themenbereichen geschult:

Fazit: Unternehmen profitieren von Umweltmanagement 

Der Umweltschutz spielt in Zeiten des Klimawandels eine immer größere Rolle. Auf Unternehmen und Organisationen jeglicher Größe kommen dahingehend eine Vielzahl von Herausforderungen zu, um dem Umweltschutz im Alltag gerecht zu werden. Dabei hilft das Umweltmanagement und mit ihm Umweltmanagementsysteme.

Der Beitrag hat verdeutlicht, was für die Implementierung eines gut funktionierenden Umweltmanagements wichtig ist und wie Betriebe und Organisationen dabei am besten vorgehen. Gerade im produzierenden Gewerbe nimmt die Verbesserung der Energieeffizienz eine zentrale Stellung ein. Die Umstellung auf Ökostrom im Gebäude oder in einzelnen Niederlassungen (bei Großkonzernen) kann ein Weg sein, das aktive Handeln nachhaltig zu gestalten.

Darüber hinaus ist das Schonen von Ressourcen ein wichtiger Ansatz eines Umweltmanagementsystems. Eng damit verbunden ist die Umstellung von analogen auf digitalen Prozessen. Vor diesem Hintergrund sind viele Unternehmen zu dem „papierlosen Büro“ übergegangen. Die Vorteile der Digitalisierung werden täglich genutzt und so wertvolles Papier eingespart. Fakt ist jedoch: Papier lässt sich nicht zu einhundert Prozent aus dem Büroalltag verbannen. Aus diesem Grund setzen viele Betriebe auf Papier aus zertifiziertem nachhaltigen Anbau. Das Schonen von Ressourcen als Teilmaßnahme des Umweltmanagements nimmt im Unternehmensalltag einen immer größeren Stellenwert ein.

Darüber hinaus treiben viele Großkonzerne Digitalisierungsprojekte weiter voran. Das Einsparen von Ressourcen bringt Chancen und Risiken für die Mitarbeiter zugleich. Einerseits leben Unternehmen den Mitarbeitern Nachhaltigkeit vor und motivieren sie selbst zum nachhaltigen Handeln. Andererseits ist der Prozess der Ressourcenschonung langwierig. Mitarbeiter müssen kontinuierlich zum nachhaltigen Handeln aufgefordert werden.

Darüber hinaus lassen sich nicht alle Unternehmensprozesse von heute auf morgen digitalisieren. Gerade im produzierenden Gewerbe, in dem viel umweltschädlicher Abfall anfällt, müssen spezielle Umweltmanagement-Lösungen geschaffen werden. Mit einem ausgereiften System ist dies jedoch möglich und eine umweltschonende Arbeitsweise kann kurzfristig gestaltet werden.

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