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Flurförderfahrzeuge auswählen: Die wichtigsten Faktoren für Effizienz und Sicherheit

  • 27.06.2023
  • Redaktionsteam SafetyXperts
  • 6 Min.

Flurförderfahrzeuge existieren in unterschiedlichsten Typen und Untervarianten. Das bedeutet jedoch, dass nicht jedes Modell für jedes Unternehmen gleichermaßen geeignet ist. Doch welche Faktoren spielen bei der Auswahl eine Rolle?

Flurförderfahrzeuge oder Flurfördergeräte. Letztlich fällt unter diesen Begriff alles, was für den bodengebundenen, innerbetrieblichen Transport von Waren eingesetzt werden kann. In der Hauptsache fallen darunter die unterschiedlichsten Ausprägungen von Gabelstaplern und ähnlichen Geräten, die insbesondere für die Bewegung palettierter Güter oder palettenähnlich aufgebauter Transportbehälter konzipiert wurden.

Doch ebenso, wie nicht beispielsweise ein LKW-Typ die Belange aller Unternehmen gleichermaßen anspricht, verhält es sich mit den Flurfördergeräten: Das jeweils beste Fahrzeug ist dasjenige, das den verschiedenen betrieblichen Anforderungen und Realitäten am besten entspricht. Diesbezüglich müssen verschiedene Faktoren evaluiert werden. Erfahren Sie deshalb jetzt, nach welchen Aspekten Sie Flurfördergeräte für Ihren Betrieb auswählen sollten.

Faktor 1: Der Aspekt Sicherheit

Der zentrale Wesenskern aller Flurfördergeräte ist es, Lasten bewegen zu können, welche die körperlichen Fähigkeiten der Bediener deutlich übertreffen. Selbst ein simpler, komplett manuell zu bewegender Hubwagen arbeitet nach diesem Prinzip. Zudem kommen hier weitere Aspekte wie mitunter Antriebe sowie das Heben auf teils große Höhen hinzu.

Damit bekommt der Sicherheitsaspekt bei Flurfördergräten eine besonders große Rolle. Dementsprechend unterliegen sie umfassenden Reglements aus den Händen der jeweils zuständigen Berufsgenossenschaften. Grundsätzlich sollten Sie sich bei der Auswahl stets von diesem Gedanken leiten lassen:

  • Die Sicherheit eines Flurfördergeräts,
  • seine diesbezügliche Tauglichkeit für Ihre betrieblichen Belange,
  • der allgemeine Zustand und die Wartung sowie
  • die Ausbildung der Bediener

sollten stets in Übereinstimmung mit den Vorgaben Ihrer Berufsgenossenschaft und den entsprechenden DGUV-Maßregeln sein.

Faktor 2: Die Häufigkeit der Nutzung

In einem Regallager vergeht wohl keine Betriebsstunde ohne die Verwendung von Flurförderfahrzeugen. In einer LKW-Werkstatt hingegen wird solches Gerät vielleicht nur wenige Male pro Woche benötigt, wenn wirklich schwere Teile zu bewegen sind. Und in manchen anderen Betrieben werden Gabelstapler und ähnliche Flurförderfahrzeuge vielleicht nur bei seltenem Bedarf gestartet.

Nicht zuletzt, weil diese Geräte in Anschaffung und Unterhalt kostspielige Assets sein können, sollte die Nutzungshäufigkeit (in Verbindung mit dem tatsächlichen Bedarf) eine weitere große Rolle spielen. Konkret:

  • Die Wahl zwischen Neu- und Gebrauchtfahrzeugen.
  • Die Art des Antriebs (und dadurch unter anderem Wartungs- und Reparaturaufwand).
  • Die Frage nach Kauf oder Anmietung.

Hier ist nüchternes kaufmännisches Rechnen die Maßgabe: Wie sehr rentiert sich ein Flurförderfahrzeug X in Bezug auf die Kosten Y, die es dem Unternehmen verursacht?

Gerade heute sollte daher nicht zuletzt das Thema punktuelles Anmieten eruiert werden. Speziell, wenn das Flurförderfahrzeug nur wenige Male jährlich in Gebrauch sein wird, dann aber vorhanden sein muss, kann dies die wirtschaftlichste Lösung sein – muss es aber nicht. Es kommt, wie gesagt, auf die realistische Nutzungshäufigkeit in Ihrem Haus an.

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Faktor 3: Der Ausbildungsstand der Bediener

Flurfördergeräte können durch ihre Leistungsfähigkeit bei Fehlbedienungen schwerste Schäden an Mensch und Material verursachen. Grundsätzlich ist deshalb bei jeder Form von gewerblichem Betrieb eine Ausbildung samt Befähigungsnachweis zu erbringen – sofern das Flurförderfahrzeug a) angetrieben ist und b) über einen Fahrersitz oder Fahrerstand verfügt. Selbst Mitgänger-Flurförderfahrzeuge dürfen rechtskonform nur nach einer entsprechenden (betriebsinternen) Unterweisung bedient werden.

Just dies ist jedoch ein wichtiger Punkt:

  1. Der umgangssprachliche „Staplerschein“ kann nur von Volljährigen erworben werden, die über die nötige körperliche Eignung verfügen.
  2. Die Ausbildung für Flurförderfahrzeuge bewegt sich preislich in einem Rahmen zwischen zirka 250 und 450 Euro pro Person – je nach Anbieter und Dauer. Typischerweise hat der Arbeitgeber die Kosten zu tragen.
  3. Die Personalplanung muss die Verfügbarkeit mindestens einer ausgebildeten bzw. unterwiesenen Person während jeder Arbeitseinheit sicherstellen können.

Diese Faktoren müssen ebenfalls beachtet werden. Mitunter kann es deshalb beispielsweise die effizientere Lösung sein, mehrere Mitläuferfahrzeuge zu nutzen, weil nur dann garantiert ist, dass in jeder Schicht genügend geeignete Bediener vorhanden sind.

Faktor 4: Das betriebliche Umfeld in Sachen Distanzen, Untergründe und Platzverhältnisse

Flurförderfahrzeuge sollen ein maximal ökonomisches Bewegen von Lasten ermöglichen. Allerdings kann längst nicht jeder Bautyp ein gleichermaßen ökonomisches Niveau für jeden Betrieb garantieren. Mitunter können günstige Lösungen sogar gefährlicher sein, weil sie nicht auf das betriebliche Umfeld angepasst sind. Für die Auswahl von Flurfördergerät spielen deshalb die harten physikalischen Umgebungsfaktoren Ihres Unternehmens ebenso eine Rolle.

  • Auf welchem Untergrund müssen die Fahrzeuge sich bewegen? Gibt es überall einen nahtlos glatten Betonboden? Muss vielleicht auch Verbundpflaster überquert werden oder gar gänzlich unbefestigter Untergrund?
  • Sind im Alltag Höhenunterschiede zu überwinden? Und wenn ja: Welchen Winkel haben die dafür vorhandenen Rampen und wie griffig und wettergeschützt ist ihre Oberfläche?
  • Wie hoch und breit sind die als Fahrbahn infrage kommenden Durchfahrten, Tore, Regaleinheiten und ähnliche Faktoren?
  • Welche Distanzen müssen bei der Benutzung durchschnittlich und maximal absolviert werden?

Die Antworten auf diese Fragen liefern sehr präzise Hinweise. Ein Beispiel von vielen: Mitunter kann es so wirken, als seien motorunterstütze Mitläuferfahrzeuge die sinnvollste Lösung für Ihre Belange.

Wenn damit jedoch eher weite Wege (und zudem häufig) absolviert werden müssen, kann die Benutzung zu lange dauern – insbesondere, wenn die Zeit sich aufaddiert. In diesem Fall könnte etwa ein kleiner selbstfahrender Elektrostapler die ökonomischere Lösung sein, obwohl seine restliche Leistungsfähigkeit nicht so sehr benötigt wird. Apropos Elektro:

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Faktor 5: Die Art des Antriebs basierend auf unterschiedlichen betrieblichen Zusatzfaktoren

Was den Antrieb anbelangt, so lassen sich praktisch sämtliche motorisierten Flurförderfahrzeuge in eine von drei Kategorien unterteilen:

  1. Verbrennungsmotor (Diesel)
  2. Verbrennungsmotor (Flüssig- oder Erdgas)
  3. Elektromotor (mit Akku)

Zwar existieren ferner Modelle mit herkömmlichen Ottomotoren sowie Hybridantriebe aus Diesel- und Elektromotor, jedoch stellen diese drei Varianten die absolute Majorität aller Flurförderfahrzeuge dar.

Damit einher gehen unterschiedlichste Vor- und Nachteile sowie Umgebungsbedingungen. Einfach aufgeschlüsselt stellt sich das folgendermaßen dar:

  • Dieselstapler: Sind durch die rasche Tankmöglichkeit sehr gut für einen dauerhaften Betrieb (Stichwort Schichtsystem) geeignet. Ferner liefern sie eine enorme Leistung. Aufgrund ihrer Abgasemissionen und den dahinterstehenden Gesetzesvorgaben sind sie jedoch nur in sehr aufwendig belüfteten Innenräumen einsetzbar. Da Dieselkraftstoff zu bakterieller Verunreinigung und dadurch Zersetzung neigt, müssen selten benutzte Stapler mit speziellen Additiven geschützt werden.
  • Gasstapler: Sind ebenfalls rasch aufgetankt, zudem ist der Kraftstoff deutlich länger lagerungsfest. Allerdings benötigen die Gasflaschen eine sehr aufwendige (brandgeschützte) Lagerung. Der Einsatz in Innenräumen ist hinsichtlich der Abgasentwicklung und somit Belüftung einfacher als bei Dieselstaplern, aber insgesamt betrachtet dennoch mit Aufwand verbunden. Jedoch ist die spezifische Leistung geringer.
  • Elektrostapler: Sind lokal völlig emissionsfrei, das gilt auch hinsichtlich der Geräusche. Dementsprechend können sie in sämtlichen Innenräumen ohne weitere Systeme eingesetzt werden. Jedoch dauert das Laden deutlich länger. Für Dauerbetrieb sind daher Austauschbatterien erforderlich. Die Einsatzdauer hängt erheblich von Fahrdistanz, Tempo und benötigter Hubleistung ab. Zudem sind Elektrostapler mehrheitlich für trockene Umgebungen und insbesondere ebene Fahrbahnen konzipiert. Nicht zuletzt muss bei seltenerem Einsatz eine Erhaltungsladung erfolgen, um der Selbstentladung der meisten Batterietypen zu begegnen.

Unter Umständen können es diese Vor- und Nachteile nötig machen, mehrere Flurfördergeräte mit unterschiedlichen Antriebstechniken zu beschaffen. Zudem müssen Sie die generell höhere technische Komplexität und Reparaturanfälligkeit von Verbrennungsmotoren bedenken – neben den stark schwankenden Kraftstoffpreisen.

Übrigens sollten Sie diesbezüglich durchaus prüfen, wie es bei Ihnen um die lokale Verteilung der Hersteller bestellt ist. Alle Flurförderfahrzeuge benötigen regelmäßige Wartungen und Prüfungen, mitunter sind Schäden zu beheben. Demensprechend wäre es zur Vermeidung unnötig langer Ausfallzeiten unbedingt praktikabel, sich in Sachen Hersteller in Richtung örtlich besser unterstützter Anbieter zu orientieren.

Faktor 6: Die zu bewegenden Lasten und die erforderliche Hubhöhe

Wir kommen zum finalen Aspekt, der bei der Auswahl von betrieblich genutzten Flurförderfahrzeugen eine bedeutende Rolle spielt:

  1. Die zu bewegende Last. Dabei ist vor allem dasjenige Gewicht ausschlaggebend, das im betrieblichen Alltag maximal zu bewegen ist – nicht durchschnittlich. Selbst, wenn besonders große Lasten eher selten bewegt werden, so sollten Ihre Flurförderfahrzeuge grundsätzlich dafür ausgelegt sein.
  2. Die Hubhöhe. Mitunter spielt diese gar keine Rolle. In diesem Fall genügen dann Hubwagen und ähnliche Flurfördergeräte. Wenn die Lasten jedoch angehoben werden müssen, dann muss das Zusammenspiel von Lastgewicht und Hubhöhe beachtet werden. Erneut sollten Sie hierbei das betriebliche Maximum ansprechen, um für sämtliche Situationen gerüstet zu sein.

Grundsätzlich gilt hierbei: Jedes Flurförderfahrzeug sollte nach Möglichkeit mit Leistungsreserven ausgesucht werden. Je häufiger und länger es an seiner Leistungsgrenze betrieben wird, desto stärker werden der Verschleiß und damit Wartungsaufwand und Ausfallwahrscheinlichkeit. Das heißt, ein augenscheinlich teurerer, da leistungsfähiger Gabelstapler kann auf lange Sicht durch die geringere Beanspruchung die effizientere Lösung sein.