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Coronavirus und psychische Gesundheit – was Arbeitgeber wissen müssen

  • 24.04.2022
  • Redaktionsteam SafetyXperts
  • 6 Min.

Die Corona-Pandemie hält Menschen überall auf der Welt seit vielen Monaten in Atem. Denkt man an die Auswirkungen der Pandemie, fallen den meisten Menschen zuerst die viel diskutierten Einschränkungen ein, die durch einen Lockdown und das Herunterfahren der Wirtschaft hervorgerufen werden.

Arbeitslosigkeit, Kurzarbeit, Hospitalisierung und Beatmung sowie Todesfälle sind die prominentesten und greifbarsten Folgen der Pandemie. Weniger öffentlich diskutiert werden Gesundheitsgefahren wie Depressionen, depressive Verstimmungen oder Angst- und Zwangsstörungen, die als Krankheit klassifiziert sind.

Neueste medizinische Untersuchungen zeigen, dass ein diametraler Zusammenhang zwischen der Corona-Pandemie und psychischen Belastungen, Erkrankungen sowie psychischer Ermüdung und psychischer Gefährdung besteht.

Warum die Corona-Pandemie psychische Erkrankungen begünstigt

Kein Mensch konnte erahnen, welche umfangreichen Belastungen die Corona-Pandemie für Privatpersonen, Unternehmen und die Gesellschaft im Allgemeinen nach sich ziehen würde. Zu Beginn 2020 konnte zunächst der Eindruck entstehen, dass Covid-19 ein asiatisches Pandemiephänomen sei. Seit März 2020 wissen wir, dass Covid-19 zu einem globalen Problem herangewachsen ist. Dieses hat erheblichen Einfluss auf alle Volkswirtschaften und die physische und psychische Gesundheit der meisten Menschen auf dieser Erde.

Die Corona-Pandemie wirkt sich vor allem in den folgenden Bereichen auf die psychische Gesundheit aus:

  1. Sie verstärkt Ängste und Sorgen vor einer persönlichen Infektion mit dem Coronavirus. Stecken sich Angehörige und Freunde mit dem Virus an, wirkt dies ebenfalls verstörend.
  2. Sie verändert das soziale Leben durch Kontaktbeschränkungen, Isolation und Einsamkeit, fehlende Strukturen, Lockdowns und Homeoffice.
  3. Existenzängste und Zukunftsängste sind Ergebnis vor dem Verlust der Arbeit, Kurzarbeit, Insolvenz oder Geschäftsschließungen.

Die Folgen auf die Psyche können eminent sein und sich unter anderem in folgenden Symptomen äußern:

  • Allgemeine gedrückte Stimmung, Freudlosigkeit und Niedergeschlagenheit.
  • Antriebslosigkeit und Angst.
  • Schlafstörungen und Konzentrations- und Entscheidungsstörungen.
  • Wut, Zorn und weitere Gefühlsausbrüche.

Abhängig von der Anzahl, der Art und der Stärke der psychischen Faktoren unterscheidet man zwischen einer:

  • vorübergehenden depressiven Verstimmung oder
  • einer leichten,
  • mittelschweren oder
  • schweren Depression.

Als Burnout bezeichnet man darüber hinaus eine Erkrankung, bei der sich Menschen ausgebrannt fühlen und langfristig arbeitsunfähig sind. Man schätzt, dass bis zu 20 Prozent der Bevölkerung einmalig im Leben an einer Depression erkranken oder Einschränkungen ihrer psychischen Gesundheit erleben.

Angststörungen, Depressionen und viele weitere psychische Störungen haben grundsätzliche einen Auslöser. Diese liegt entweder im persönlichen Bereich und der individuellen Konstitution oder in äußeren Umständen, wie zum Beispiel in der aktuellen Covid-19-Pandemie.

Wissenschaftliche Untersuchungen zu Corona und Depressionen

Es gibt unterschiedliche wissenschaftliche Studien und Abhandlungen, die sich mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die psychische Gesundheit auswirken. Gemäß dem Depressions-Barometer, einer Studie der Stiftung Deutsche Depressionshilfe, haben vor allem Menschen, die bereits unter einer psychischen Erkrankung gelitten haben, ein erhebliches Risiko auf einen Rückfall.

Ein Großteil der jährlich bis zu 5,3 Millionen Patienten, bei denen eine neue psychische Erkrankung diagnostiziert wird, gehen trotz ihrer Beschwerden weiterhin einer Berufstätigkeit nach. Dies bedeutet aus Arbeitgebersicht, dass Arbeitsschutz ebenfalls impliziert, psychische Beschwerden und Auffälligkeiten am Arbeitsplatz zu erkennen, diesen mit Offenheit und Verständnis entgegenzutreten und betroffene Beschäftigte zu unterstützen.

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Das Depressionsbarometer 2020 zeigt auf, dass die unterschiedlichen Corona-Einschränkungen von Menschen mit psychischen Leiden im Alltag als bedrückender empfunden werden als von gesunden Menschen. Nahezu doppelt so viele Menschen mit Depression litten zum Beispiel während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 unter einer fehlenden Tagesstruktur. Nahezu 50 Prozent aller depressiv Erkrankten geben an, dass sie während der Zeit des Lockdowns häufiger tagsüber im Bett lagen.

Depressiv erkrankte berichten darüber hinaus verstärkt über Symptome wie Grübelei und das Gefühl starker Ängste. Dies führt vermehrt zu Konflikten und Streitigkeiten in der Familie. Erschwerend kommt hinzu, dass durch die Pandemie vereinbarte Arzttermine bei Psychologen und Psychiatern nicht eingehalten werden konnten, was zu zusätzlichen Belastungen führt. Die bayrische Staatsministerin für Gesundheit und Pflege, Melanie Huml erklärt aus diesem Grund:

Die mit der Corona-Pandemie verbundenen Eindämmungsmaßnahmen und ihre Folgen bedeuten für viele Menschen eine erhebliche psychische Belastung. Deshalb wollen wir die Öffentlichkeit verstärkt über mögliche psychische Folgen der Corona-Pandemie informieren und sie dafür sensibilisieren.

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die Pandemie mit dem Coronavirus und ihre Folgen psychische Erkrankungen eindeutig und wissenschaftlich nachvollziehbar begünstigen. Grundsätzlich sind Menschen aller Altersgruppen. z.B. Kinder, Jugendliche, Frauen, Männer und Personen aus allen gesellschaftlichen Schichten in der Gefahr, durch die Corona-Pandemie in eine psychische Krise zu verfallen und durch spezifische Belastungen eine psychische Erkrankung zu entwickeln. Ein Lockdown oder tief greifende Einschnitte in die gesellschaftlichen Freiheiten sind somit in vielerlei Hinsicht eine Herausforderung.

Neben den wirtschaftlichen Folgen dürfen die Auswirkungen auf die psychische Gesundheit nicht unterschätzt werden. Arbeitgeber haben aufgrund ihrer Fürsorgepflicht für Angestellte eine besondere Verantwortung. Sie müssen neben dem Infektionsschutz und dem allgemeinen Arbeitsschutz die psychische Gesundheit ihrer Mitarbeiter durch geeignete Maßnahmen und Angebote zum Gespräch unterstützen.

Maßnahmen und Hilfestellungen zur psychischen Entlastung während der Corona-Krise

Nahezu jeder Mensch ist von den Einschränkungen betroffen, die die Corona-Krise mit sich bringt. Während es mit der AHA-Regel, bei der Abstand, Hygienemaßnahmen und Alltagsmasken wirksam vor der Gefahr einer Ansteckung mit Covid-19 schützen, verbindliche Verhaltensmaßnahmen gibt, existiert für die psychische Gesundheit keine allgemeingültige Direktive. Gleichzeitig gibt es erprobte und sinnvolle Rezepte, die geeignet sind, um trotz Einschränkungen und Belastungen nicht auszubrennen und das seelische Gleichgewicht zu bewahren.

Wichtige Maßnahmen und ihre Ausprägung um psychische Erkrankungen in Coronazeiten vorzubeugen

MaßnahmeAusprägung
Routinen im Tagesablauf einbauenTrotz Lockdown, Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit kann ein Tagesplan helfen, eine Tagesstruktur beizubehalten.
Sport und BewegungRegelmäßige Spaziergänge oder andere körperliche Aktivitäten helfen, die innere Balance zu finden.
Neue KommunikationsmethodenDie Nutzung von Telefon, Videokonferenzen und andere Kommunikationsmethoden garantiert, trotz umfangreicher Kontaktbeschränkungen wichtige soziale Kontakte nicht zu vernachlässigen.
„Think positive“Die Corona-Pandemie wird enden. Eine positive Grundhaltung hilft, sich auf das zu konzentrieren, was aktuell Freude macht.
Schlaf und MedienkonsumAusreichend Schlaf und ein dosierter Medienkonsum sind essenziell, um keine Angststörungen zu entwickeln.

Zusammenfassung und Fazit: Was Arbeitgeber wissen müssen, um Mitarbeiter vor psychischer Belastung zu schützen

Die Corona-Pandemie und die mit ihr verbundenen Einschränkungen und Maßnahmen haben das Potenzial, die psychische Gesundheit zu beeinträchtigen. Vor allem Menschen, die fortlaufend an einer Erkrankung, beispielsweise einer Depression leiden, sind durch Covid-19 im Besonderen betroffen. Grundsätzlich gilt, dass die Herausforderungen der Corona-Pandemie durch bewusste Maßnahmen zur Entspannung und seelischen Gesundheit in Schach gehalten werden können. Arbeitgeber haben eine besondere Verantwortung, Mitarbeiter zu schulen und vor Belastungsstörungen am Arbeitsplatz zu bewahren.

Wer in dieser Weise auf sich und andere achtet, für den ist es möglich die Corona-Krise ohne psychische Blessuren durchstehen. Bricht eine bestehende psychische Erkrankung wieder auf, sollte schnellstmöglich eine Behandlung und Therapie beim Facharzt, zum Beispiel einem Psychiater terminiert oder eine Psychotherapie aufgenommen werden.

FAQ – Psychische Belastung durch Corona

Wo findet man Hilfe bei psychischer Belastung während der Corona-Krise?

Professionelle Hilfe bieten die Gesundheitsämter, ein Facharzt für Psychiatrie, Therapeuten, oder Hilfe-Hotlines, die zum Beispiel von der Initiative „Freunde fürs Leben angeboten“ werden.

Woran erkennt man eine Depression?

Mediziner identifizieren eine Depression daran, dass mindestens 2 Hauptsymptome von Depressionen über einen Zeitraum von mehr als 2 Wochen auftreten. Zusätzlich können Zusatzsymptome und körperliche Symptome die Diagnose erhärten. Ein Selbsttest kann ebenfalls aufschlussreich sein.

Warum begünstigt die Corona-Pandemie psychische Erkrankungen?

Um die Pandemie mit Covid-19 einzudämmen, müssen mindestens 75 % aller sozialen Kontakte unterlassen werden. Fehlende soziale Interaktion, Ängste, Probleme und eine Änderung der bekannten Lebensumstände wie Arbeitsplatz, Freizeit oder Familie kann dazu führen, dass sich eine gedrückte Grundstimmung,  Freudlosigkeit, Interessensverlust, Angstzustände, Traurigkeit oder Antriebslosigkeit einstellen. Da Corona das menschliche Leben verändert und einschränkt, besteht die Gefahr, in der Krise psychisch zu überlasten.